Bin ich der, der ich sein möchte?

Als Mensch, der jeden Tag, zu jeder Zeit viel und ständig über die Dinge des Tages, die Vergangenheit oder mögliche Zukunft, nachdenkt, geht es mir gerade gar nicht so gut.

Ich sitze in meinem Garten und habe heute einen Tag freigenommen, weil meine Frau gestern operiert worden ist. Aktuell ist alles noch frisch und eingespielte Routinen, müssen aufgrund der OP, angepasst werden.

So kam es jetzt gerade zu einem Freiraum, wo ich mir einen Kaffee, der 3 heute schon, gemacht und im Garten meine RSS-Feed-Liste aktualisiert habe. Ich folge recht vielen privaten Blogs, die wie ich über die Leben schreiben und berichten. Es sind Blogs, die über den ganzen Planeten verteilt sind. Mir macht das Lesen Spaß und ich lerne andere Länder, Sichtweisen, Berufe und Ideologien kennen. Ein unfassbares Gut, was wir dank des Internets haben.

Mein letzter Post, den ich gelesen habe, stammte aus Japan. Hier wurde über eine Fotoreihe Japan gezeigt und ich war glücklich, das sehen zu können, aber auch gleichzeitig traurig, dass ich dort wohl nie hinkommen oder auch solche Fotos je schießen werde.

Es hat eine alte Wunde aufgebrochen. Ich komme nicht von hier, wo ich wohne. Nein, ich komme aus dem Ruhrpott, den ich vor über 20 Jahren, wegen meiner Frau, verlassen habe. Die Menschen hier am Niederrhein, sind eine eigene Geschichte, wie die Menschen aus dem Pott. Ich möchte stand heute, nicht zurück, fühle mich hier aber auch nicht zu Hause. Im Gegenteil.

Aktuell habe ich das Gefühl, als wenn mein Körper, Geist oder Seele das Leben hier infrage stellen. Glücklich bin ich hier nicht (mehr). Woran liegt das? Ich weiß es nicht. Es ist vielleicht eine Mischung. Als Selbstständiger habe ich mehr Freiheiten als ein Angestellter, aber auch mehr Verantwortung als ein Angestellter. Das kann ich beiden Fällen bzw. Richtung gut oder schlecht sein. Im Grunde geht es auch nicht darum, es ist viel mehr.

Meine Angststörung hat mich, mit Anfang 20, das erste Mal in den Besitz genommen und seither, kämpfe ich damit. Mal gewinne ich einen Tag ohne sie, andere Tage verliere ich. Das ganze Leben ist ein Kampf und in einem Blog stand die Tage ein Zitat, dass exakt zu dem passt, worum es hier gerade geht.

Das Leben ist zur kurz, aber das längste, was wir erledigen.

Da stellt sich einem, nach dem Zitat, die Frage, wie man das werten und für sich gewinnbringend einordnen soll. Ich lebe nicht ohne Dach über dem Kopf, ich habe zu essen und warm, oder kühl. Dennoch sagt mein Inneres zu mir, dass sich mein Geist oder die Seele etwas anders vorgestellt haben. Beschreiben kann ich das nicht, aber es fühlt sich gerade so richtig kacke an.

Gerne hätte ich mal Lob oder eine Umarmung, die nicht aus einer zuvor getätigten Aufgabe daherkommt. Einfach eine Geste, dass ich da bin. Vielleicht bekomme ich dieses, aber ich bemerke, spüre oder nehme es als solches nicht wahr. Das ist auch im Grunde der Startschuss dieses Blogs gewesen. Ich wollte meine Geschichten, Ängste und Empfindung digital festhalten. Hier ist es egal, ob dies jemand liest oder nicht. Es geht einzig darum, dass ich mich mit mir selbst auseinandersetze und schaue, wie ich mein Leben ändern kann oder muss.

Natürlich wäre ich stolz oder gerührt, wenn eines Tages einmal einer ein Post von mir liest und dabei Hilfe oder Parallelen darin findet. Das wäre ein Bonus, aber kein Muss.

Kommen wir doch zu dem zurück, warum ich das hier schreibe und warum ich meine nicht der zu sein, der ich sein möchte. Vieles habe ich bereits geschrieben. Der Ort, die Wertschätzung und das persönliche Ich. Viele Therapiestunden habe ich über ähnliche oder das Problem schon gesprochen und immer wieder gibt einer einen Denkanstoß und man kommt im Leben einen Schritt weiter. Genau das ist es, was mir fehlt. Ich komme nicht weiter, sondern friste ein Dasein, das mir nicht gefällt.

Täte eine Pause von allem gut? Keine Ahnung. Mein Kopf denkt und debattiert ständig und fortwährend mit sich selbst. Unterbrechungen in den Ruhephasen gibt es ständig. Familie, Routinen, Aufgaben oder Probleme. Ich schätze, dass ich einfach mit vielem überlastet bin und ausgebrannt, jeden Tag versuche das Beste zu geben, dabei will ich das nicht einmal.

Ein Zwang, der zu einem Marathon im Kopf wird und am Ende nichts anderes aussagt, als dass ich mal Abstand benötige. Damit möchte ich diesen Gedanken auch schließen. Für heute verordne ich mir keine weiteren digitalen Medien mehr und versuche einfach mal abzuschalten. Es wird schwer, das weiß ich, aber ich muss mehr oder weniger anfangen.


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