Entrümpeln, Sortieren, Kontrollieren, Optimieren

Weniger ist mehr

So beginnt es, wenn man vor dem Kram seines Hab und Guts steht oder einfach nichts mehr findet, genauer gesagt sucht und vermutet. Die Lösung, fang langsam an, zu entrümpeln, sortieren, kontrollieren und optimieren.

2017 bin ich durch Zufall, weil ich bei meiner Tochter nachts bleiben sollte, auf den Netflix-Film „Minimalism“ gestoßen. Das war der erste Teil der heute weltbekannten Minimalisten Joshua und Ryan. Mit keiner Erwartung und noch nicht mit dem Thema befasst, habe ich mir den Film angesehen. Die knapp 80 Minuten, haben danach mein ganzes Leben verändert. Die Fragen, die in diesem Film aufkamen, brannten sich in meinen Kopf. Die heftigste Frage war, warum bin ich nicht glücklich? Das klingt plausibel, aber ich habe mir diese Frage immer im falschen Zusammenhang gestellt.

Wir alle kennen den Konsum, sich etwas zu gönnen oder das zu kaufen, was man schon lange haben wollte. Dies war jetzt anders, denn mir fiel auf, dass egal, was ich kaufe, es mich höchstens einen Moment glücklich machte.

Ich beschreibe das mal anhand eines neuen Smartphones. Man fiebert dem Lieferdatum entgegen und wenn es an der Haustür klingelt, schlägt das Herz höher. Mit höchster Präzession packt man das neue Glück aus und es schmiegt sich wunderbar in der Hand.

Das Einschalten und die ersten Sekunden beflügeln einen, es geschafft zu haben. Wie bei vielen ersetzt das neue Smartphone das Alte. Der Einrichtungsprozess ist schnell erledigt und das Übertragen der Publishedn des Altgerätes beginnt.

Schon jetzt merken wir nicht, was uns bevorsteht. Nach der vollständigen Einrichtung testen wir natürlich die neuen Funktionen. Die Kamera und dessen Fotos und schreiben die ersten Zeilen in Social-Media-Plattformen. Toll fühlt es sich an, aber so wirklich unterscheiden sich die Apps und meine Interessen der Nutzung zum Vorgerät nicht. Wir sind erfolgreich in die Falle getappt und nutzen nun den täglichen Konsum und Nachrichtenfluss auf einem neuen Stück Technik, was uns nicht wirklich weiterbringt.

Das Glücksgefühl war doch da? Klar war es das! Das Smartphone ist neu, unbekannt und spannend. Doch die Apps verändern sich nicht gleichzeitig in neue Software, wie das Smartphone, mehr Leistung, vielleicht mehr Displayfläche oder der Akku, der eine Stunde länger hält. Nach spätestens 14 Tagen ist das Glücksgefühl verschwunden und man rennt dem nächsten Konsumkauf hinterher. Man will ja das Glück buchstäblich an der Kasse kaufen.


Einfache Deko zum Spaß

So habe auch in gelebt und konsumiert.
Am Tag nach dem Film und der Übernachtung bei meiner Tochter, (ein böser Bär ist im Schrank) fing ich an zu grübeln. Kann das wirklich sein, dass die Werbebranche uns so umprogrammiert hat, dass wir wirklich meinen, das Gefühl Glück mit Geld und Waren kaufen zu können? Die Antwort ist: Ja!

Wie hilft mir aber die neue Erkenntnis jetzt weiter? Im ersten Moment gar nicht, denn ich wollte mehr wissen und es nicht wirklich wahrhaben. Dank Youtube ist es heute einfach, sich in diversen Bereichen zu informieren. Hier sollte man aufpassen, denn nicht alles ist wirklich sinnvoll und Zeitverschwendung.

Das, was sinnvoll erschien, waren die Begriffe Entrümpeln, Sortieren, Kontrollieren und Optimieren. Damit fing alles an. Ich begann mich vorerst, in meinem Büro umzusehen und stellte schnell fest, dass ich Dinge besitze, die mir gelinde gesagt vollkommen egal waren oder nur da waren, weil sie aus irgendeinem Grund angeschafft worden sind. Das wollte ich ändern.

Wie vom Blitz getroffen, fing ich an, das gesamte Büro zu zerlegen (sprichwörtlich) und räumte alle Schränke und Schubladen aus. Was ein Gerümpel! Ich besaß so viele Dinge, die für zehn weitere Büros zum Einrichten gereicht hätten. Allein der Bereich an Umverpackungen, Kabeln für Computer, Handy und Co., sprengten meinen Verstand. Gefolgt von uralter Hardware und Festplatten, unfassbar.

Ich entschloss also, wie in dem Film und bei Youtube gesehen, sachlich an die Entrümplung heranzugehen. Ich wollte es ordentlicher haben und endlich wieder wissen, wo ich etwas wiederfinde und nicht lange suchen muss. Auch der Platz, an dem ich es umräumte, wurde nun bewusst gewählt. Ein Locher macht im Nebenraum wenig Sinn, wenn ich diesen häufig nutze. Das Druckerpapier gehört zum Drucker und nicht in den Schrank unter dem Computerwerkzeug.


Licht und Musik sind stimmig

So ging das Bereich für Bereich, Kategorie für Kategorie und Zimmer für Zimmer weiter. Ich fühlte mich befreit und es gab keinen Moment des Zweifelns. Jedes Teil, was ich besaß oder fand, wurde der Frage unterzogen, nützlich oder nicht. Glücklich damit oder nicht. Wo ich unschlüssig war, baute ich mir einen Bereich, wo ich später noch einmal neu entschied. Diese Methode kann ich jedem empfehlen. Packt Sachen, die ihr nützlich findet, aber selten benötigt, in einen Karton, schaut in 30 Tagen noch einmal in diesen. Ihr werdet überrascht sein, wie viel von den Sachen bleiben werden, die zuvor so nützlich waren.

Bei der Kleidung ist es genauso. Der schöne Kleiderschrank, welcher aus allen Nähten platzt und auch noch viel zu klein ist, gehörte bei mir dann auch zur Optimierung. Nach dem Prinzip von Marie Kondō fing ich an, Kleidungsstücke anders zu falten und merkte, dass ich Anziehsachen besaß, die nur aus dem Prinzip des Glücks-Kaufens angeschafft wurden. Drei Müllsäcke später war der Kleiderschrank nicht mehr zu klein und ich besaß nur noch die Teile, welche ich wirklich anziehe und auch darüber hinaus passten!


Clean, minmal, wenig

Das alles geht nun schon 6 Jahre so. Ich bin immer noch mit dem Entrümpeln, Sortieren, Kontrollieren und Optimieren beschäftigt. Das heißt jetzt nicht, dass ich nicht fertig werde, nein, das bin ich schon viele Male gewesen, aber es wurde zur Routine, dass ich mir jeden Monat ein anderes Zimmer vornehme und hier prüfe, ob alles so ist, wie ich es für richtig halte und es mich zufriedenstellt.

Denn darauf kommt es an. Glück kommt und geht, aber Zufriedenheit schafft man sich selbst. Ich liebe und lebe den Minimalismus und bin froh, dass ich den damaligen Film gesehen habe.

Bei Fragen schreibt mir doch eine E-Mail oder Eure Erfahrungen in den genannten Bereichen.


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